Harma Regina Rieth

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HARMA *MERLE*

WinterHauch I

LeseProbe

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Der unscheinbare krumme Tannenbaum

Von Harma-Regina Rieth (2012)

Der unscheinbare krumme Tannenbaum

„Komm, Merle, geh einen Schritt schneller, der Weg zur Winterhauch ist noch ein gutes Stück zu laufen, damit wir wieder zeitig zu Hause sind, müssen wir uns sputen“, rief der Großvater seiner Enkelin un­wirsch zu.

„Wenn du weiter so langsam neben mir her schlen­derst, Merle, kommen wir nie in der alten Tannen­baumschonung an der Himmelswiese an. Beeile dich endlich, es beginnt gleich zu regnen, ich habe keine Lust durch dein Trödeln noch nass zu wer­den. Sieh doch, es sind schon mächtig dicke dunkle Regen­wolken am Himmel über uns aufgezogen!“

„Ja, Großvater“, sie zog das Ja ganz lang, kam es mit scheuer leiser Stimme von Merle zurück. „Du weißt doch, Großvater, seit meinem Unfall kann ich nicht mehr so schnell laufen, hab ein wenig Geduld mit mir.“

Etwas betroffen blickte der Großvater auf den un­ebenen und unwegsamen Waldweg. Er schämte sich so­gleich, dass er die Behinderung seiner kleinen Enke­lin vergessen hatte. Verlegen schaute er seine Enkelin von der Seite an.

„Entschuldige, Merle, das habe ich total vergessen, dass du nach deinem schweren Unfall nicht mehr so gut zu Fuß bist, tut mir ehrlich leid, Kleines!“

„Ist schon gut, Großvater, ich versuche mich zu beeilen und dir schneller zu folgen“, antwortete Merle.

Endlich kamen sie bei der alten Tannenschonung in der Winterhauch an. Merle blickte sich staunend um und rief begeistert aus: „Also hier auf der Himmelswiese pflan­zen wir die neuen Stecklinge der Tannenbäumen ein?“

„Ja, Merle, doch wir müssen uns wirklich sputen. Die Re­genwolken ziehen sich immer weiter und dichter über uns zusammen, es wird wohl ein Gewitter auf­kommen. Komm, wir müssen uns wirklich beeilen, Merle.“

Hastig und hektisch stellte der Großvater den Wei­denkorb auf den Waldboden und schob das Stück gro­ben Leinensack, das den Korb bedeckte, zurück.

Der Korb war bis zum Rande mit kleinen Tannensteck­lingen gefüllt, die nun nacheinander hastig in den Bo­den ge­steckt und mit Erde bedeckt wurden. Merle ging ihrem Großvater fleißig zur Hand und flugs waren die kleinen Tannenbäumchen im weichen Wiesenboden eingepflanzt.

„Großvater, wie lange dauert es denn, bis es schöne Christ­bäume geworden sind?“

„Weiß ich nicht so genau“, antwor­tet der Großvater brummig. Doch Merle blieb beharrlich und fragte erneut bei ihrem Großvater nach …

Ungeduldig auf die Antwort des Großvaters wartend blickte sie ihn mit großen Augen erwartungsvoll an.

„Ach Liebes, das kommt darauf an, wie sie sich in den nächsten Jahren entwickeln und ob die Tiere im Wald die Schonung in Ruhe lassen und ihr Wachstum nicht all­zu negativ beeinflussen oder stören! Da kommt vieles zusammen, bis man sie endlich zum Weihnachtsfest fällen kann.“

„Also, du meinst, bis man sie ernten kann!“

„Ja, wenn du es so ausdrücken möch­test, Merle“, sprach der Großvater andächtig.

„Doch so verschieden die Menschen sind, so wäh­lerisch und so verschieden sind auch ihre Wünsche be­züglich ihres Weihnachtsbaumes.“

„Ach so, du meinst — es hat letztendlich jeder Baum die Chance zum Christusfest schön mit Kerzenlichter heraus­geputzt und mit herrlichen Glaskugeln ge­schmückt zu werden?“

„Ja, mein Kleines“, pflichtete der Großvater seiner kleinen Enkelin bei. „Wenn ich so überlege, habe ich all die Jahre meine Tan­nenbäume verkaufen können, alle durften im hellen Glanz des Festes glänzend stehen.“

Gerade als der Großvater den Korb hochheben wollte, er­blickte Merle noch ein kleines Pflänzchen, das im Korb zwischen den geflochtenen Weidenruten ste­cken geblie­ben war.

„Schau mal, Großvater, hier ist noch ein kleines Bäumchen, das haben wir übersehen. Lass ihn uns noch schnell zu den anderen in die Erde ste­cken“, rief Merle überschwänglich aus.

Der Großvater nahm die von Merle hingehaltene kleine Tannenbaumpflanze und drehte sie langsam in seinen von schwerer Arbeit mit Schwielen übersäten knochi­gen Händen.

„Ach, Kleines, wirf den weg“, sprach der Großvater zu Merle. „Das Pflänzchen ist am Stämmchen schon ge­knickt, das wird nichts mehr. Die Arbeit können wir uns sparen. Es wächst nicht gerade heran, so wie das sein muss für den Verkauf.“

Merle sah ihren Großvater vorwurfsvoll mit großen un­gläubigen Augen an und meinte dann verlegen: „Groß­vater, wenn jeder so dächte, gäbe man auch mir keine Chance, noch gerade zu wach­sen! Auch ich bin an meinen Beinen seit dem Unfall geknickt, und habe einige Wachstumsprobleme mit ih­nen!“

Merles Großvater blickte seine Enkelin zerknirscht an und gab dann verlegen zu, dass er nicht nachge­dacht hät­te, und bat sie um Verzeihung.

„Klar, Kleines, du hast Recht! Pflanze das krumme Baumpflän­zchen auch ein, wir werden sehen, wie es sich in den nächsten Jahren macht und ob diese Tanne auch eines Ta­ges im Zeichen des Weihnachtsfestes erstrahlen wird.“ Merle streifte zart über das ge­knickte Stämmchen und flüsterte leise: „Na, du kleiner Tann? Wir werden es allen zeigen, versprochen! Du und ich — wir sind stark!“

Zufrieden traten Merle und ihr Großvater nach ge­taner Arbeit den Heimweg an und beide dachten über die Zukunft nach. Merle über die Zukunft des kleinen Tannenbaumpflänz­chens, ob dieses kleine Bäumchen eines Tages zum Weih­nachtsfest seiner Bestimmung folgend glänzen dürfte.

Der Großvater dachte an seine unsensiblen Worte, die Entwicklung seiner Enkelin betreffend. Wie konnte ihm das nur passieren, von einem nicht ge­rade gewach­senen Stämmchen zu reden und ihre Beine zu vergessen. Mit einem Blick auf Merle seufzte er leise und betroffen.

Jahre vergingen. Das kleine verkrüp­pelte Tannen­baumpflänzchen wuchs  —  allerdings eher langsam — in der Winterhauch, direkt ne­ben der Himmelswiese, heran, inmitten der anderen einge­pflanzten Tannenbäumchen auf der Waldschonung.

I.

Nach fünf Jahren - wenige Tage vor dem Heiligen Abend

„He, guckt mal da drüben, der krüppelige Tann, der wird doch nie zum Glanze des Christusfestes eingela­den und geschlagen werden!“

Alle anderen Tannenbäume wisperten und kicherten über den schief gewach­senen kleinen Tannenbaum, der in der Mitte der Scho­nung stand.

Obwohl sie selbst Angst hatten vor dem scharfen Axt­hieb, den sie erleiden müssten, falls sie fürs Fest ausgesucht wür­den, waren sie doch stolz als die „Auserwählten“ zu gelten.

Da kam eine Bache eilig mit ihren Frischlingen vorbei und legte sich unter den Tann. Sie ermahnte ihre Jungen sich dicht aneinander zu schmiegen, um der Kälte der kom­menden Nacht zu trotzen. Mutter Bache fing an zu gra­ben und schob mit ihrem Rüssel die leckeren Eicheln vom

letzten Sommer unter Laub und Erde für ihre Junge zum Weihnachtsfest hervor.

„Da, seht! — nur die Wildsau kommt zu ihm, wir sind zu etwas Besserem gepflanzt worden!“ Die Tannenbäume schüttelten sich gehässig mit ihren Zweigen und bo­gen ihre Äste vor Lachen.

Endlich war es soweit. Alle Tannenbäume fieberten der Weih­nachtswoche entgegen, sie reckten sich und drehten sich im kalten Winterwind, um ihren schön ge­wachsenen Stamm zu präsentieren.

Hack, zack und der erste Tannenbaum aus der Scho­nung wurde geschlagen, mit einem gekonnten Axthieb wurde er vom Wurzelstamm getrennt. Eine Familie aus der Stadt hatte ihn sich zum Fest ausgesucht. Nach langem Gezanke um den schönsten Baum entschieden sie sich letztend­lich doch noch für einen Baum aus der al­ten Schonung Himmelswiese  …

So wie die Familie bereits in der Tannenschonung her­umstritt, stritten die Kinder auch noch am Weihnachtsfest unter dem Tannenbaum. Ein ewiges Gezanke und Ge­wühle un­ter dem Baum, sie wurden so wild, dass der „Auserwähl­te“ plötzlich umstürzte.

Eilig stellten die Eltern den Baum wieder auf und riefen er­bost: „Warum haben wir denn nur dieses windschiefe Teil hier ausge­sucht und heimgeschleppt?“ Der kleine Tannenbaum zuckte zusam­men und wurde traurig. Mit einer sol­ch boshaften Be­merkung hatte er nicht gerechnet, zumal er ja viel schöner als der schiefe Tann war. Er war zutiefst ge­kränkt …

Am nächsten Tag nadelte sein grünes Nadelkleid vor Kummer bis auf die letzte Tannennadel ab und er wur­de kurzerhand, noch vorm Ende der Festtage, von der Fa­milie verärgert aus dem Fenster geworfen.

II.

Nach sechs Hahren - wenige Tage vor dem Weihnachtsfest

„He, he, du krummer Tann, wollen wir wetten, dass du dieses Jahr auch nicht zum Fest ausgesucht wirst?“

Tann drehte seine Zweige sofort in die andere Rich­tung und schwieg gekränkt über die erneute Boshaf­tigkeit der anderen Tannenbäume.

So gegen Abend kam eine Eichhörnchenfamilie zum Tann heran gesprungen. „Kommt, Kinder, kommt schnell! Hier in diesem Tannenbaum ist ein leeres Vogel­nest, da können wir getrost die Nacht und gemütlich den Heiligen Abend und die Festtage miteinander ver­bringen.“

Und die ganze Eichhörnchenfamilie nisteten sich so­gleich im verwaisten Vogelnest ein. Tann schüttelte sich kurz und aus seiner Krone purzelten ein paar, im Sommer versteckte Haselnüsse in das Vogelnest zur Eichhörn­chenfamilie. Knabbernd und schmatzend fei­erten sie ge­meinsam in der Stille der Schonung das kommende Weihnachtsfest.

Und es kamen wieder Menschen in die alte Schonung. Nörgelnd marschierten sie hin  und her, und wieder hin und wieder her, bis sie sich endlich für einen Tannen­baum entschieden hatten.

„Ätsch, dich wollte man nicht ...“, rief der auserwählte Tannenbaum gehässig zum Tann hingewandt.

Und voller Erwartung stand der „Auserwählte“ am Hei­ligen Abend im Wohnzimmer. Auf rote und goldene Glasku­geln hoffend verdrängte er den Wundschmerz vom scharfen Axtschlag am Morgen.

Doch es kamen keine glänzenden Glaskugeln aus den Kisten und Schachteln, einfache Strohsterne und Holzfi­gürchen wurden an seine Zweige und Äste ge­hängt.

„Ich will goldene Glaskugeln!“, rief der Weihnachtsbaum verärgert. „Ich mag keine Strohsterne, da habe ich eine Allergie ge­gen“, maulte er beleidigt.

Doch niemand hörte sein Rufen und so musste er die un­liebsamen Strohsterne die Festtage über weiter ertragen …

III.

Nach sieben Jahren - wenige Tage vor dem Christusfest

Ein lautes Geschrei und Geplapper war schon seit dem Morgen in der alten Schonung Himmelswiese zu ver­nehmen. Die Tannenbäume stritten untereinander, wel­che wohl von ihnen für das Fest ausgesucht werden würden. Und schon ging das Gestänkere erneut — wie schon in all den Jahren zuvor — gegen den krummen Tann los. Nichts hatte sich geän­dert, nach wie vor gifteten sie den unscheinbaren Tann an …

„Du wirst nie und nimmer zum Fest eingeladen, das kannst du vergessen, du krummer Tann“, riefen sie alle zusammen schäbig lachend wie im Chor.

„Komm Kleines, leg dich hier unter den Tann, ruhe dich ein wenig aus. Morgen Früh  laufen wir weiter zur Lichtung und zum Futterplatz, dann kannst du dich etwas am frischen Heu stärken.“

Eine Ricke kam mit ihrem schwachen Kitz und legte sich unter den Tann. Das kleine Kitz zitterte am ganzen Körper. Da zog Tann sogleich seine Zweige und Äste ganz dicht an den Stamm, um die Ricke und ihr Kitz zu schützen, so dass der eisi­ge Wind den beiden nichts anhaben konnte. Einen kleinen Strohballen, der noch vom Sommer von der Himmelswiese unter dem Tann lag, fraßen die Ricke und ihr Junges genüsslich auf. Die Stärkung tat ihnen gut.

Beim Christusfest stand der „Auserwählte“ über und über mit Silberlametta achtlos zugeworfen in der gu­ten Stube. Die Last des Lamettas drückte ihm fast den Atem ab. Als dann die Kerzen angezündet wurden, knickte er unter der schweren bleiernen Lamettalast zusammen und fing letzt­endlich noch Feuer.

Röchelnd sank er zu Boden, und gerade als er um Hilfe rufen wollte, schüttete man einen Eimer mit kaltem Wasser über ihn …

Zu spät! Elendig röchelnd zusammen gebrochen er­stickte er letztendlich noch vor dem rettenden Wasser­guss und wur­de sogleich entsorgt. Nur wenige Stun­den durfte er in der Heiligabendstube verweilen, bis ihn der Rauswurf ereilte.

IV.

Nach acht Jahren, wenige Tage vor Weihnachten

Schon früh am Morgen ging der Trubel in der Scho­nung los. „He, krummer Tann, denkst du, dass du die­ses Jahr genommen wirst, sag, was meinst du …?“

Der Tann beachtete die ungehobelten Rufe der Tannen­bäume nicht und drehte sich weg. Er kannte das Geze­tere von ihnen schon, schließlich wurde das gemeine Spiel all jähr­lich von ihnen so betrieben – der Kampf um den Platz des Auserwählten hatte wieder begon­nen …

Plötzlich flatterte ein Rotkehlchenpärchen zum Tann in die Zweige. „Komm, Hildchen, hier können wir geschützt die Nacht verbringen.“ Schnell schob der Tann seine Zwei­ge noch dichter schützend für das Vogelpär­chen zusammen.

Der Tann wackelte kurz mit seinen Ästen und es prassel­ten getrocknete Vogelbeeren vom letzten Sommer herunter, die zwi­schen dem Nadelkleid noch versteckt lagen — di­rekt zum Rotkehlchenpärchen. Schnell pickten sie die Beeren auf und bedankten sich artig mit herrlichem Vo­gelgezwitscher beim Tann.

Und wieder durchstreiften Menschen die Himmels­wiese. Auf der Suche nach einem passendem Baum wurde man schnell fündig.

Ein junges Pärchen zeigte nach nur wenigen Minuten auf eine stolze Edeltanne und erbat sich diese fürs Fest. So­gleich schlug die Axt zu! Die gefällte Edel­tanne wurde achtlos im Kofferraum des Autos einge­quetscht und ver­staut. Unliebsam abtransportiert und Stunden später erst wieder zerdrückt herausge­holt …

Am Heiligen Abend stand die auserwählte Edeltanne ein­sam auf einer nasskalten Dachterrasse. „Wieso stehe ich hier draußen“, rief sie ganz entrüstet, „ich denke, ich kom­me in die Heiligabendstube? Und wo bleiben die Glasku­geln? Das Lametta? Die gol­denen Sterne? Die herrlichen Süßigkei­ten?“, stotterte sie missmutig und beleidigt angesichts der Nässe und Kälte auf der Terrasse …

Doch niemand hörte das Rufen der Edeltanne!

Innen am Kamin saß das junge Paar und betrachtete den schön gerade gewachsenen Edelbaum. „Na, Tina …? Ich habe dir doch gleich gesagt: Auf der Terrasse macht der Baum echt was her! Und er macht dort auch keinen Dreck mit seinem stacheligen Nadeln­kleid. Außerdem können wir ihn nach den Festta­gen übers Dach schnell entsorgen.“

Da zuckte die Edle zusammen, sie legte sich beim nächs­ten Windstoß beleidigt auf die Seite und stand für die Festtage nicht wieder auf.

V.

Nach neun Jahren, wenige Tage vor Christi Geburt

Der Winterwind peitschte durch den Wald und durch die alte Tannenschonung.

Mit den Jahren lichtete sich der Baumbestand auf der Himmelswiese zusehends und es standen nur noch vereinzelt Tannenbäume auf dem Gelände der Schonung.

Wie zu erwarten, brüllten sie schon früh morgens mit dem Wind den Tann gehässig an.

„Na, du Krummer, du denkst doch nicht, dass du heu­te zum heiligen Fest eingeladen wirst? Du einfältiger krum­mer Tann!“ Sie stänkerten alle wie schon in den Jahren zuvor und lachten wieder böse …

Boshaft setzten sie noch hinzu: „Wer will dich schon ha­ben, du krumm gewachsener Tann!“

Gerade, als die Bäume endlich sich beruhigten und schwiegen, trottete eine Füchsin mit ihren Welpen in Richtung Tann. „Hier können wir uns getrost niederlas­sen, uns unter der Wurzel vom Tann zusammenku­scheln und endlich zum Schlafen hinlegen.“

Der Tann freute sich über den unverhofften späten Be­such und warf einige seiner Tannenzapfen, die noch an ihm waren, zu den Füchsen hinunter. „Das wird wohl ein vege­tarisches Fest“, flüsterte die Fähe ihre Jungen liebevoll lächelnd zu.

„Kommt hier her“, rief ein Mann lautstark durch die Scho­nung. „Hier stehen noch einige ganz brauchbare und or­dentliche Tannenbäume.“

Ein grässliches Kettensägegeräusch schallte durch die Schonung und schon war es passiert …

Zahlreiche Tannenbäume fielen nacheinander den ge­fräßigen Zähnen der Kettensäge zum Opfer.

Durch das laute Geräusch hörte niemand die Schreie ih­res Wundschmerzes, kein gnadenvoller Axthieb kam ih­nen zugute. Das schreckliche Kettensägengeräusch wollte einfach nicht verstummen.

Alle Bäume wurden letztendlich gnadenlos ohne Rücksichtnahme einfach abge­schnitten. Nur der Tann stand noch da. Da fragte einer der Männer nach, ob auch diese Tanne  gefällt werden sollte.

„Nein, der hat einen verkrüppelten Stamm, den mag eh keiner, den lassen wir hier im Wald stehen, soll er blei­ben, wo er ist …“

Eine Mutter spazierte mit ihrer Tochter in der Stadt über den Weihnachtsmarkt.

„Guck mal, Mutti, das sind aber keine schön geschmück­ten Tannenbäume hier am Marktplatz!“
„Ja, Liebes, da muss ich dir beipflichten, die sind wirklich nicht be­sonders schön.“ Nur mit einer billigen achtlos ange­brachten und zerrissenen Plastikschleife verziert, standen die Tannen­bäume in der Innenstadt. Kein weihnachtlicher Glanz er­strahlte in ihrer Umgebung. Alle Menschen hetzten an ih­nen hektisch und achtlos vorbei. Schon bald bemerkten die ehemals stolzen Tannenbäume — sie, die doch die Aus­erwählten waren —, dass sie in allen Straßen und Gas­sen letztendlich unbeachtet und glanzlos dastanden. Am Ende ver­kümmerten sie noch vor dem großen Weihnachts­fest …

Zur Bescherung standen sie nicht im ersehnten Glanz­e, sondern noch immer alleine in den Straßen und Gas­sen. Sie hatten alle kein schönes Fest erlebt …

Sie hatten keinen Baumschmuck, keine Glaskugeln, kein Lametta und auch keine Kerzen zum Fest erhal­ten.

An Geländern und Pfählen festgezurrt, verharrten sie bis die Festtage zu Ende waren im Freien, dann wur­den sie anschließend auf einen Laster geworfen und mit allem er­denklichen Müll achtlos entsorgt. Was war nur mit ihnen pas­siert? Sie verstanden nicht, wieso gerade sie das Elend, ungeliebt zu sein, erleben mussten.

VI.

Nach zehn Jahre, wenige Tage vor dem Fest der Feste

Das war eine kleine LeseProbe. Weiter geht es im Büchlein ...!

© Harma Regina Rieth

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 © Text und Bilder: Harma-Regina Rieth, Fischbach
(www.harma-regina-rieth.de)
Lektorat Umschlag: Stefan Vieregg M.A. (vieregg.eu)
Satz und Gestaltung:Stefan Vieregg
Umschlagbilder außen und innen: Harma-Regina Rieth
Druck und Bindung: PRINZ-DRUCK Print Media, Idar-Oberstein
Papier: 250 g/qm ColorCopy coated glossy (Umschlag)
170 g/qm ColorCopy coated silk (Inhalt)
Printed in Germany

ISBN 978-3-00-040405-4

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